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Erste Hoftötung auf dem KAGfreiland-Hof in Rohr bei Olten

Autorin: Sarah Haug

Der Landwirt Christoph Hümbelin nimmt mit seinem KAGfreiland-Hof am Projekt «Lebwohl» teil. KAGfreiland hat den Landwirt bei der Einführung der Hoftötung unterstützt und ihn an die Hofschlachtung GmbH weitervermittelt. Schliesslich kam es mit der Kuh Lili im August zur ersten Hoftötung auf dem Betrieb. KAGfreiland hat Lili auf ihrem letzten Weg begleitet. Dank der Tötung in ihrer gewohnten Umgebung war dies ein sehr respektvolles und stressfreies Ereignis.

Es ist 13 Uhr, als ein Anhänger mit der Aufschrift «Hofschlachtung Schweiz» auf dem KAGfreiland-Hof in Rohr bei Olten vorfährt. Bei dem Anhänger handelt es sich um eine mobile Schlachteinrichtung mit welcher Hoftötungen durchgeführt werden. Eine solche Hoftötung wird heute zum ersten Mal auf dem KAGfreiland-Hof von Christoph Hümbelin stattfinden. Der Dienstleister der Hofschlachtung GmbH parkiert den Anhänger und steigt aus dem Pickup. Er wird heute die Hoftötung durchführen. Der Landwirt Christoph Hümbelin empfängt den Dienstleister. Gemeinsam wird der bevorstehende Vorgang besprochen. Die mobile Plattform, auf welcher die Tiere für die Hoftötung fixiert werden, steht schon im Laufhof der Milchkühe bereit für den Einsatz. Es sind jedoch noch keine Tiere zu sehen. Die Milchkuhherde von Christoph Hümbelin ist im Stall und frisst genüsslich Heu.

Die Hoftötung

Nach der Absprache wird alles für die Hoftötung vorbereitet. Der Anhänger wird direkt vor die mobile Plattform manövriert und diese wird am Anhänger angeschlossen. Der Dienstleister legt die Utensilien für die Hoftötung bereit und zieht seine Arbeitsstiefel an. Loslegen kann er noch nicht, denn der kantonale Veterinär, welcher die Hoftötung begleitet, ist noch nicht eingetroffen. Die ersten fünf Hoftötungen werden vom kantonalen Veterinärdienst überwacht. Erst wenn diese erfolgreich durchgeführt wurden, erhält ein Betrieb die definitive Bewilligung für die Hoftötung. Nach einigen Minuten trifft schliesslich der amtliche Tierarzt Marco Jäggi, Bereichsleiter Lebensmittelsicherheit beim Veterinärdienst Solothurn, ein. Der Vorgang wird nochmals zu dritt besprochen, anschliessend überprüft Marco Jäggi die notwendigen Dokumente und schaut sich Kuh Lili, welche heute geschlachtet wird, an. Dann geht es los. Christoph Hümbelin lässt Lili nach draussen in den Laufhof. Alle beteiligten Personen warten hinter dem Anhänger ausserhalb der Sichtweite der Kuh. Lili geht instinktiv auf die mobile Plattform zu, mit dem Wissen, dass ein Eimer leckeres Kraftfutter auf sie wartet. «Ich habe über eine Woche lang täglich mit Lili geübt in die Plattform zu steigen, damit sie daran gewohnt ist», erzählt Christoph Hümbelin. Das Training hat sich gelohnt. Lili steigt innerhalb kurzer Zeit auf die Plattform und beginnt ahnungslos zu fressen. Schliesslich hört man ein Klacken durch das Zuklappen des Fressfanggitters. Lili ist nun in der Plattform fixiert. Dies ist das Startzeichen für den Dienstleister. Er verlässt sein Versteck hinter dem Anhänger und platziert den Bolzenschussapparat auf Lilis Stirn. Ein kurzer Knall ist zu hören und anschliessend erklingt ein Scheppern, als der Tierkörper auf den Boden der Plattform heruntersackt. Nun geht alles sehr schnell und die Handgriffe sitzen. Christoph Hümbelin entfernt den Eimer mit dem Kraftfutter, dann aktiviert der Dienstleister den Elektromotor, der die mobile Plattform in den Anhänger hochzieht. Gleichzeitig schliesst sich das Rolltor des Anhängers. Als der Dienstleister im Inneren des Anhängers den Bruststich zur Entblutung setzt, ist der Schlachttierkörper bereits im Anhänger verschwunden. Der Tierarzt Marco Jäggi notiert sich die Zeiten. Um 13.42 Uhr erfolgte der Bolzenschuss, 42 Sekunden später der Bruststich. Gemäss Vorschrift dürfen maximal 60 Sekunden zwischen der Betäubung mit dem Bolzen und dem Entblutungsschnitt vergehen.

Transport zum Schlachthof

Der Dienstleister schwingt sich in den Pickup und lässt den Motor an. Um 13:49 Uhr verlässt er den Hof mit seinem Gespann und fährt Richtung Schlachthof. Der Transportweg nimmt 15 Minuten in Anspruch. Beim Schlachthof angekommen, blockiert jedoch ein anderer Anhänger das Tor des Schlachthauses. Die Minuten verstreichen. Alle Beteiligten schauen immer wieder nervös auf die Uhr. Ab dem Zeitpunkt des Bolzenschuss bis zur Ausweidung des Schlachttierkörpers im Schlachthof dürfen nach aktueller Gesetzgebung maximal 45 Minuten vergehen. Endlich wird die Zufahrt frei und der Dienstleister parkiert den Anhänger direkt vor dem Tor des Schlachthauses. Der Tierkörper wird dem Schlachthof übergeben und die Metzger beginnen mit ihrer Arbeit. Exakt 45 Minuten nach dem Bolzenschuss werden die Organe aus dem Tierkörper entfernt. Marco Jäggi notiert sich die Zeit und begutachtet den Schlachttierkörper. Der kantonale Veterinär zieht eine positive Bilanz: «Die Hoftötung wurde fachgerecht durchgeführt und die Zeitlimiten eingehalten.» Nun werden noch die letzten Papierarbeiten erledigt, bevor man sich voneinander verabschiedet.

Das Fazit

Auch Christoph Hümbelin ist zufrieden mit der ersten Hoftötung. Lediglich die Verzögerung beim Schlachthof hätte nicht sein müssen. Seine gute Vorbereitung auf diesen Tag garantierte dennoch einen reibungslosen und stressfreien Ablauf. Für Christoph Hümbelin ist klar, dass er in Zukunft nur noch Hoftötung machen möchte: «Ich habe meine Tiere immer selbst zum Schlachthof transportiert. Der Transport war für die Tiere immer mit Stress und Angst verbunden. Durch die Hoftötung bleiben die Tiere in ihrem gewohnten Umfeld, wo sie ihr ganzes Leben verbracht haben.» Nebst alten Milchkühen werden auf dem Hof zukünftig auch Mastkälber mittels der Hoftötung geschlachtet. Das Fleisch wird ab Hof direkt vermarket. KAGfreiland wird zukünftig auf den Social-Media-Kanälen und ihrer Webseite ankündigen, wann es wieder Fleisch aus Hoftötung von Christoph Hümbelin zu kaufen gibt.

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Alles zu unserem Projekt "Lebwohl" finden Sie hier: Hoftötung-Projekt Lebwohl

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