Bild Im Grunze gut

Im Grunze gut

KAGfreiland und das FiBL fördern gemeinsam innovative Haltungssysteme für Schweine

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Im Grunze gut

KAGfreiland und das FiBL fördern gemeinsam innovative Haltungssysteme für Schweine

Schweinisch innovativ

Mit dem neuen Projekt «Im Grunze gut» fördern KAGfreiland und das FiBL gemeinsam innovative Haltungssysteme für mehr Tier- und Bodenwohl in der Schweinehaltung.

Schweine können ihre natürlichen Verhaltensweisen oftmals in Ställen nicht genügend ausleben. Das Tierwohl in der Schweinehaltung hat somit noch Verbesserungspotential. Deshalb wollen KAGfreiland und das FiBL in einem gemeinsamen Projekt innovative Haltungssysteme für mehr Tierwohl in der Schweinehaltung untersuchen und fördern.

Schweine sind sehr neugierige und intelligente Wesen. In der freien Natur beschäftigen sie sich mit dem Erkunden der Umgebung, Durchstreifen des Geländes sowie der Futtersuche durch das Wühlen im Boden. Aufgrund der monotonen Umgebung in Schweineställen kommt ihr Bedürfnis nach Beschäftigung oftmals zu kurz. Eine chronische Unterbeschäftigung der Tiere ist die Folge und kann zu Verhaltensstörungen führen. Das neue Projekt «im Grunze gut» von KAGfreiland und FiBL soll das Tierwohl in der Schweinehaltung verbessern. Dazu werden verschiedene Haltungssysteme von Schweinen, sowohl im Stall als auch auf der Weide, gefördert. Um den Tieren mehr Beschäftigung in Schweineställen zu bieten, wird die Integration von Wühlarealen untersucht. Des Weiteren wird der Sau Caravan als neues Haltungssystem in der Freilandhaltung getestet.

Förderung von Wühlarealen

Das Wühlen ist ein artspezifisches Verhalten von Schweinen. Damit sie ihr Wühlbedürfnis in den herkömmlichen Ställen ausleben können, benötigt es ein Wühlareal. Wühlareale sind Bereiche, welche mit einem geeigneten Substrat und zum Wühlen tief genug eingestreut sind. In der konventionellen Schweinehaltung werden Wühlareale nicht angeboten.Lediglich in der Bio-Haltung von Zuchtsauen sind während der Trächtigkeit Wühlareale oder ein Weidezugang vorgeschrieben. Bei KAGfreiland sind Wühlareale für alle Schweine Pflicht. Allerdings fehlt es aktuell noch an geeigneten und praxistauglichen Lösungen. Die Umsetzung eines Wühlareals im Schweinestall ist für Betriebe eine Herausforderung. Das Wühlareal wird insbesondere bei feuchtem Wetter oder bei ungünstiger Platzierung von den Schweinen gerne als Kotplatz genutzt. Dies ist wiederum mit einem grossen Arbeitsaufwand verbunden, da das Wühlareal dann häufiger entmistet werden muss. Aktuell gibt es noch wenig Erfahrungswerte zum Bau und Management von Wühlarealen. In der Praxis sind noch viele Fragen offen, wie Wühlareale hinsichtlich Tierwohl und Wirtschaftlichkeit optimal genutzt werden können. Diese Fragen gilt es zu klären. Um die Entwicklung der Wühlareale voranzubringen und den Erfahrungsaustausch zu fördern, wird im Projekt ein sogenanntes Living Lab durchgeführt. Living Labs sind ähnlich wie Arbeitskreise, haben aber noch mehr die Forschung und Entwicklung im Fokus. In den Living Labs können sich die Teilnehmenden austauschen und gemeinsam Forschungsfragen zum Thema Wühlareal formulieren. Diese werden dann gemeinsam mit den Landwirtschaftsbetrieben in der Praxis angegangen und untersucht. KAGfreiland wird zusammen mit dem FiBL die Treffen organisieren und die Landwirtschaftsbetriebe bei der Umsetzung der gewählten Forschungsansätze begleiten. Die Ergebnisse aus den Praxisversuchen werden schliesslich als Merkblatt und in einem Video veröffentlicht. Durch das Teilen der Erkenntnisse mit der Praxis kann die Anwendung von Wühlarealen gefördert werden.

Der Sau Caravan

Die Freilandhaltung von Schweinen ist die tierfreundlichste Haltungsform. Sie ist allerdings noch eine absolute Nische in der Schweiz. Der Boden wird durch die Freilandhaltung intensiv beansprucht und beschädigt. Dies stellt insbesondere bei schlechtem Wetter ein Problem für das Management aber auch für den Gewässerschutz dar. Die Schweiz birgt allerdings als Land mit viel Dauergrünland ein grosses Potential für die Freilandhaltung von Schweinen. Dieses Potential kann jedoch nur genutzt werden, wenn der Boden dabei nicht beschädigt wird. Es braucht somit Lösungen, welche die Haltung von Schweinen auf Dauergrünland ermöglichen, ohne die Grasnarbe zu zerstören. Eine solche Lösung bietet der Sau Caravan. Mit dem Sau Caravan werden Schweine im Freiland gehalten und der Boden wird trotzdem geschont. Der Sau Caravan besteht aus einer Plattform, auf welcher alle stark genutzten Bereiche wie Tränke, Futterautomat, Liegebereich und Suhle angebracht sind. Durch Spalten im Boden können Fäkalien direkt auf die Wiese fallen, ohne Trittbelastung. Der Sau Caravan kann mit dem Traktor einfach umplatziert werden, was ein regelmässiger Wechsel der Weide ermöglicht. So werden die Schweine nicht zu lange auf einer Fläche gehalten und der Boden wird geschont. Bisher wird der Sau Caravan nicht serienmässig produziert und eingesetzt. Dies ist mit den Kosten für den Bau und dem fehlenden Wissen zum optimalen Einsatz zu erklären. Um dieses Wissen aufzubauen, wird im Projekt die Anwendung des Sau Caravans untersucht. Dazu wird der Sau Caravan auf dem KAGfreiland-Betrieb «Biohof Küttigkofen» von Claudia und Matthias Zimmermann eingesetzt. Der Betrieb hält bereits Schweine im Freiland und möchte nun den Sau Caravan als neues Haltungssystem gemeinsam mit KAGfreiland und dem FiBL testen. Dazu wird der Sau Caravan während zwei Jahren auf dem Betrieb angewendet. Verschiedene Parameter bezüglich Grasbewuchs, Boden sowie Tierwohl und Tiergesundheit werden erhoben und untersucht. Zudem wird die tägliche Arbeit mit dem Sau Caravan laufend festgehalten und mit dem Betrieb vor Ort diskutiert. Die Erkenntnisse aus dem zweijährigen Versuch sollen zudem in die Praxis gebracht werden. Dazu werden ebenfalls ein Merkblatt sowie ein Video erstellt. So erhalten interessierte Betriebe Informationen dazu, wie der Sau Caravan optimal eingesetzt werden kann. KAGfreiland wird laufend über den Stand des Projektes informieren.